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Dr. André Reichert

Der Freund des Begriffs. Eine Philosophie der „Begriffsperson“ nach Deleuze und Guattari

 

Angaben zur Person


eMail: andre.reichert@philosophie.uni-freiburg.de

 

Akademischer Werdegang/Berufserfahrungen

 

  • 10/2000-04/2007: Magisterstudium der Fächer Philosophie/Germanistik/Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Leipzig, Titel der Magisterarbeit: „Descartes und das Problem des Anfangs in der Philosophie“, Abschluss: sehr gut
  • 09/2004-07/2005: Pensionnaire Étranger an der École Normale Supérieure, Paris bei Prof. Frédéric Worms
  • 10/2008-09/2011: Doktorand am DFG-Graduiertenkolleg „Schriftbildlichkeit“ 1458 an der FU Berlin bei Prof. Sybille Krämer und Prof. Ulrich J. Schneider, Titel der Dissertation: „Zu einer Diagrammatik des Denkens. Descartes und Deleuze“, Abschluss: magna cum laude
  • 09/2010-12/2010: Visiting Research Fellow am Department of Philosophy in Dundee und London (Kingston) bei Prof. John Mullarkey und Prof. James Williams
  • 10/2011-03/2012: Anschlussförderung vom Graduiertenkolleg „Schriftbildlichkeit“
  • 04/2012-07/2013: Vertretungsstelle als Postdoktorand am DFG-Graduiertenkolleg 1458 „Schriftbildlichkeit“ mit einem Projekt zur „Theorie der Denkfiguren“
  • Seit 09/2013 Postdoktorand am DFG-Graduiertenkolleg 1288: Freunde, Gönner, Getreue, Freiburg


Publikationen (Auswahl)

 

  • Monographie: Diagrammatik des Denkens. Descartes und Deleuze, Transcript, Bielefeld, 2013.
  • Herausgeberschaft: Nietzsche und die Postmoderne, hg. zus. mit J.d. Salas, U.J. Schneider, Universitätsverlag, Leipzig, 2012.
  • Artikel: Eintrag: „Poststrukturalismus/ Dekonstruktion“, in: Bild und Methode. Theoretische Hintergründe und methodische Verfahren in der Bildwissenschaft, Hg.: Netzwerk Bildphilosophie, Halem, Köln (erscheint Anfang 2014).
  • „Deleuze und Nietzsche – Übungen in Verrat“, in: Nietzsche und die Postmoderne, Hg.: A. Reichert, J.d. Salas, U.J. Schneider, Universitätsverlag, Leipzig, 2012.
  • „Diagrammatik als Präphilosophie und Metaphysik. Von einer schriftbildlichen Perspektive zu einer Perspektivierung von Schriftbildlichkeit“, in: Sprache und Literatur, Themenheft Schriftbildlichkeit, Hg.: L. Jäger, G. Kurz, 42. Jg. 2011, 2. Hj., Fink, Paderborn, 2011.
  • „Widerstehen und Werden“, in: Widerstand Denken. Michel Foucault und die Grenzen der Macht, Hg.: D. Hechler, A. Philipps, Transcript, Bielefeld, 2008.
  • „Matrix: System und Anomalie“, zus. mit anderen, in: Dialektik 1/2004, Hg.: U.J. Schneider, P. Stekeler-Weithofer u.a., Meiner, Leipzig, 2004.
  • Übersetzungen: Catherine Malabou: „Dialektik und Dekonstruktion: ein neues ‚Moment’“, in: Der französische Hegel, Hg. U.J. Schneider, Akademie, Berlin, 2007.
  • Stéphane Douailler: „Die Eroberung des Inhalts: Orte und Knoten Louis Althussers“, zus. mit U.J. Schneider, in: Der französische Hegel, Hg. U.J. Schneider, Akademie, Berlin, 2007.
  • Zeitschrift: Gründung und Redaktion der Zeitschrift „molpé. Zeitschrift für ambulante Metallurgie“, zus. mit Ch. Driesen, http://metallurgie.wordpress.com/ , seit 2006.


Lehrerfahrung

 

  • Übernahme von Einzelsitzungen zu Leibniz und Descartes/Deleuze bei Prof. U.J. Schneider (Leipzig) und Prof. S. Krämer (FU Berlin)
  • SoSe 2012: Seminar „Archäologie des Entwicklungsdiskurses“ (Bayreuth)
  • WS 2012/13: Organisation und Moderation des Doktorandenkolloquiums „Schriftbildlichkeit“ (FU Berlin)
     

Tagungen

 

  • 29.10.2009: Workshop „Diagramm und Diagrammatik“ am Graduiertenkolleg „Schriftbildlichkeit“ (FU Berlin), zus. mit N. Güttler und M. Rottmann
  • 25.-26.02.2011: CfP-Workshop „Was sind Denkfiguren? Figurationen unbegrifflichen Denkens in Metaphern, Diagrammen und Kritzeleien“. Kooperationsveranstaltung vom Graduiertenkolleg „Schriftbildlichkeit“ (FU Berlin) und dem GCSC (Gießen), zus. mit A. Friedrich
  • 23.01.2013: Organisation und Moderation eines Abendgesprächs im Graduiertenkolleg „Schriftbildlichkeit“ (FU Berlin): „Systematische und praxisorientierte Forschung der Schriftbildlichkeit: Probleme, Grenzen und Ausblicke“, zus. mit D. Erdmann, C. Marten, C. Ribi


Forschungsprojekt:

Der Freund des Begriffs. Eine Philosophie der „Begriffsperson“ nach Deleuze und Guattari

In diesem Forschungsprojekt untersuche ich ausgehend von Gilles Deleuzes und Félix Guattaris Philosophie der Begriffsperson die Funktion von Figuren in philosophischen Texten – von Sokrates bei Platon, über Poliander bei Descartes, Theophilus und Philalethes bei Leibniz, Zarathustra bei Nietzsche, bis zu Daniel Paul Schreber bei Deleuze, um nur einige zu nennen. Dabei will ich zeigen, dass diese Figuren in der Philosophie nicht nur auf ein Vermittlungsproblem verweisen und von da her verstanden werden müssten: so als ob der Philosoph versuchte, seine Gedanken über dieses Theater der Figuren zu vermitteln. Dagegen will ich die Strategie verfolgen, die Figuren als konstitutiv für den Gedanken zu betrachten, der in den Texten zuerst entsteht. Eine Arbeitshypothese lautet dann: gerade die spezifischen Figuren und deren Verwicklung erlauben es, neue Gedanken hervorzubringen und konkrete Begriffe zu bilden.
Den zentralen Begriff dieser Untersuchung bildet Deleuzes und Guattaris Konzept der Begriffsperson, so wie es sich in „Was ist Philosophie?“ findet. Philosophisches Denken wird hier beschrieben als die Kunst, Begriffe hervorzubringen. Um Begriffe hervorzubringen, benötige der Philosoph die Begriffsperson als den Freund des Begriffs. Für Deleuze und Guattari ist der Freund damit keine sozio-politische Aktualität, sondern vielmehr eine virtuelle Ermöglichungsbedingung der Aktualität des Denkens. Der Freund wird damit bei Deleuze nicht im Rahmen körperlicher Praxen interessant (wie etwa beim späten Foucault), sondern als Initiation einer Denkpraxis. Nach Deleuze/Guattari erlaube es die Begriffsperson, Begriffe zu bilden, indem sie dem Philosophen eine Maske bietet, die es ihm erlaubt, mit anderer Stimme zu sprechen. Person meint hier also keine abstrakte Personifikation oder Allegorie, sondern eine Maske, die es überhaupt möglich macht zu denken.
In einem historisch angelegten Vergleich will ich dann Kontinuitäten aber auch Brüche im Einsatz von Begriffspersonen zu unterschiedlichen Zeiten aufzeigen. Die Hypothese wäre dabei, dass eine neue Begriffsperson auch neue Voraussetzungen für die Begriffe schaffen kann. Vielleicht gewinnt man durch die Untersuchung dann auch einen neuen Blick auf aktuellere Begriffspersonen, wenn man weiß, welche Funktion sie in philosophischen Texten haben können. Es kann auch umgekehrt die Frage gestellt werden, warum diese Figuren in manchen philosophischen Texten gerade nicht auftauchen. Hieran anschließend soll auch darüber spekuliert werden, was dieses Nichtauftauchen für eine Philosophie bedeutet: gibt es eventuell einen verschwiegenen Freund, oder stellt diese Auslassung den Versuch dar, den Text von allem Nichtbegrifflichen, auch von allem Situativen, schließlich von den Voraussetzungen zu reinigen?
Eine spezifische Pointe der Untersuchung läge darin, auch die realen Produktionsbedingungen einiger philosophischer Bücher zu untersuchen. So wurde „Was ist Philosophie?“ genau wie die „Tausend Plateaus“ oder „Antiödipus“ etwa gemeinsam von Deleuze und Guattari verfasst. Sie schrieben sich unablässig Briefe, in denen der eine einen Begriff vorschlug, den der andere weiterführte. Auch die „Meditationen“ Descartes’ zusammen mit ihren Einwänden betrachtet, zeigen eine Diskussion von Freunden und Rivalen. Man denke auch an Marx und Engels oder an Adorno und Horkheimer. Vielleicht kann man gerade in diesen Zusammenarbeiten spezifische Weisen der Begriffsproduktion aufzeigen und unterscheiden.
 

Kontakt
  • Postadresse:

    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    DFG-Graduiertenkolleg 1288
    c/o Historisches Seminar
    Rempartstr. 15 - KG IV
    79085 Freiburg 
     
  • Besuchsadresse:

    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    DFG-Graduiertenkolleg 1288
    Erbprinzenstraße 13
    79098 Freiburg
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