Dr. Michiel Decaluwé (01.06.2006-31.05.2008)
Freundschaft und Patronage in den monarchialen Ritterorden des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Loyalität als politischer Gebrauchsgegenstand
Aktuelle Tätigkeit
Wissenschaftlicher Mitarbeiter (DFG-finanzierte
eigene Stelle) am Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte
II (Prof. Birgit Studt), Lebenslauf und Publikationen
Angaben zur Person
Geburtsdatum: 29.05.1978
Staatsangehörigkeit: belgisch
e-mail: michiel.decaluwe@geschichte.uni-freiburg.de
Forschungsprojekt: Freundschaft und Patronage in den monarchialen Ritterorden
des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Loyalität als politischer Gebrauchsgegenstand
Der Inhalt von Freundschaft und Patronage ist Loyalität. Loyalität macht Freundschaft und Patronage im politischen Bereich fassbar.
Dieses Projekt möchte untersuchen, wie Loyalität politisch eingesetzt wird. Was ist die politische Rolle der Loyalität? Wie wird Loyalität in der Politik gefördert? Wie wird Loyalität in der Politik benützt, und was bringt sie? Das sind die Fragen dieses Projekts, das Loyalität als ein politisch einsetzbares und fassbares Instrument betrachtet, als politischen „Gebrauchsgegenstand“.
Antworten auf die soeben genannten Fragen werden an Hand eines bestimmten Falles gesucht. Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit existierten verschiedene sogenannte monarchiale Ritterorden. Diese Institutionen waren von europäischen Fürsten gegründete Gremien, die den hohen europäischen Adel unter die Leitung eben dieses Fürsten oder seines Nachfolgers versammelten. Der wichtigste Unterschied zwischen diesen monarchialen Orden und der Vielfalt anderer Ritterorden ist die deutliche Leitung durch den Fürsten, der in den Orden meistens „Chef“ genannt wird. Die bekanntesten der monarchialen Orden waren die Orden vom Goldenen Vlies (Burgund – Niederlände – Habsburg) und der Hosenbandorden (England), aber auch in anderen Gebieten, so z.B. in Frankreich die Orden von St-Michael und la Compagnie de l’étoile, in Italien der Orden des Schiffs und der Orden des Hermelins, in Savoyen der Orden des Halsbandes oder Annunciaten-Orden, oder in Ungarn der Orden von St-Georg, etc. wurden monarchiale Ritterorden gegründet.
Für die Forschung über Freundschaft und Patronage und die Spannung zwischen beiden sind diese Orden ein höchst interessantes Untersuchungsobjekt. Patronagebeziehungen zwischen den Mitgliedern und den Ordenschefs und Freundschaftsbeziehungen zwischen den Mitgliedern, aber in bestimmten Fällen auch zwischen dem Fürst und den Mitgliedern, werden in diesen Orden gemeinsam strukturiert und institutionalisiert. Das erlaubt eine Forschung über loyale politische Beziehungen, sowohl Freundschaft als auch Patronage, aus drei Perspektiven, nämlich aus der Perspektive des Fürsten oder Chefs des Ordens, aus der Perspektive des Mitglieds dieser Orden und aus der Perspektive des Außenseiters, des mit den Orden konfrontierten politischen Gegners des Ordensfürsten oder des Ordensmitglieds.