Uni-Logo
Sie sind hier: Startseite Personen Stipendiaten Doktoranden Shuo Wang (Stipendiatin seit 01.06.2011)
Artikelaktionen

Shuo Wang (Stipendiatin seit 01.06.2011)

Wu Bingjian und seine Freunde. Das Beziehungsnetzwerk eines chinesischen Händlers in Kanton am Anfang des 19. Jahrhunderts.

Angaben zur Person

Shuo Wang

Name: Wang, Shuo
Geburtsort: Changsha / V.R. China
Geburtsdatum: 02/06/1981

eMail: shuo.wang@grk-freundschaft.uni-freiburg.de

Wissenschaftlicher Werdegang

Seit 06/2011
Stipendiatin des Graduiertenkollegs „Freunde, Gönner, Getreue” der Universität Freiburg

20.–22.09.2010
Teilnahme an der Tagung „Migrating Ideas of Governance and Bureaucracy in Asia and Europe since the Early Modern Era” in Peking. Vortrag zum Thema „The Canton System and the Qing Administration”.   

Seit 04/2010
Promotion an der Universität Freiburg im Fach Neuerer und Neuester Geschichte (Betreuerin: Prof. Dr. Sabine Dabringhaus, Arbeitstitel: „Wu Bingjian und seine Freunde. Das Beziehungsnetzwerk eines chinesischen Händlers in Kanton am Anfang des 19. Jahrhunderts”)

04/2004 – 02/2010
Studium an der Universität Heidelberg (1. Hauptfach: Mittlere und Neuere Geschichte, 2. Hauptfach: Deutsch als Fremdsprache)

Magisterarbeit zum Thema „Ein fremdes Herrscherideal. Herrscher von China in der deutschen Frühaufklärung”, Betreuer: Prof. Dr. Thomas Maissen.)

02/2003 – 02/2004
Besuch des Studienkollegs der Universität Potsdam

03/2002 – 01/2003
Sprachintensivkurs Deutsch als Fremdsprache an der Prolog Sprachenschule in Berlin

28/02/2002
Einreise nach Deutschland

09/2000 – 10/2001
Studium der Anglistik in Guangzhou (Kanton), China
(Guangdong University of Foreign Studies, Faculty of English Language and Culture)

07/2000
Abitur in Zhanjiang, Guangdong Provinz, V.R. China 

Publikation

„The Canton System and the Qing Administration. A window, that didn´t want to open?“, in: Susan Richter (Hrsg.), Migrating Ideas of Governance and Bureaucracy in Asia and Europe since the Early Modern Era, Heidelberg: Springer (erscheint demnächst).

Beruf

31/08 – 29/10/2010
Praktikum im Wissenschaftslektorat des Campus-Verlags in Frankfurt a.M. 

20.–22.09.2010 
Korrespondentin während der Tagung „Migrating Ideas of Governance and Bureaucracy in Asia and Europe since the Early Modern Era” in Peking

04/2008 – 08/2010
Wissenschaftliche Hilfskraft im Cluster of Excellence „Asia and Europe in a Global Context”, Universität Heidelberg (Research Project A4: Governance & Administration, The Fascination of Efficiency)

Dissertationsprojekt

Wu Bingjian und seine Freunde. Das Beziehungsnetzwerk eines chinesischen Händlers in Kanton am Anfang des 19. Jahrhunderts.

Betreuerin: Prof. Dr. Sabine Dabringhaus

Die Bedeutung von Freundschaft im Kontext von Gruppenbeziehungen soll in dem Projekt am Beispiel Wu Bingjians (1769-1843, Chinesisch: 伍秉鉴, auch bekannt als Howqua), eines der führenden Händlerfiguren der kantonesischen Kaufmannsgemeinschaft des frühen 19. Jahrhunderts, untersucht werden. Auch in China kann von einer Phase des Übergangs gesprochen werden, in der sich erste Anzeichen eines tiefgreifenden Wandels in Gesellschaft und Staat bemerkbar machten. Dieser war verbunden mit einer wachsenden Konfrontation mit dem Westen. Da Kantons Kaufleute, nämlich die sog. Hong-Händler, seit dem frühen 18. Jahrhundert von der chinesischen Regierung mit dem Außenhandel des Landes beauftragt wurden, bildeten sie ein wichtiges Bindeglied zwischen dem spätkaiserlichen China und dem Westen. Um ihrer Rolle als Vermittler gerecht zu werden, mussten sie sowohl zu ihren ausländischen Handelspartner wie auch zu Chinas Hof- und Kaufmannskreisen Beziehungen aufbauen und pflegen. Diese Doppelrolle macht sie für eine Untersuchung über Freundschafts- und Beziehungsnetzwerke im Rahmen des Graduiertenkollegs besonders interessant.

Im Zentrum meines Projekts steht das Beziehungsnetzwerk Wu Bingjians, der als einer der 50 reichsten Menschen der Welt des letzten Jahrtausends in dem Buch „The Rich and How They Got That Way” aufgenommen wurde.[1] Er erlebte die letzten Jahrzehnte vor den Opiumkriegen der Jahrhundertmitte, als China gewaltsam zur Öffnung für den Außenhandel gezwungen wurde. So kam Wu in den 1820er und 1830er Jahren zu seinem Reichtum, als der Niedergang des Kanton-Systems sich bereits abzeichnete und die meisten Hong-Händler bankrott gingen. Dies ist der historische Kontext, in dem er ein vielfältiges Netz sozialer Beziehungen aufbaute, das jedoch in der bisherigen Forschung nicht beachtet wurde, für seine Erfolge aber vermutlich von entscheidender Bedeutung war.

Da Wu Bingjian wie alle anderen Hong-Händler ständig zwischen den chinesischen Regierungsvertretern und den ausländischen Händlern vermitteln musste, agierte er immer auf drei Ebenen: mit seinen Konkurrenten bzw. den anderen chinesischen Händlern, mit den lokalen Regierungsbeamten, zu denen er in einer Art von Patronagebeziehung stand, im interkulturellen Kontext mit seinen ausländischen Handelspartner. Dieses Netzwerk aus drei Akteursgruppen bestimmte die soziale Position eines Hong-Händlers und sein Prestige innerhalb der Händlerschicht im traditionellen China. In ihm spiegelte sich auch das Weltbild des Händlers wider. 

Beziehungen sind natürlich nicht immer auch Freundschaften. Wie diese beiden Begriffe im Denken und Handeln der Kaufleute in Kanton zu unterscheiden sind, gehört zu den Fragen meines Projekts. Dazu ist es notwendig zu klären, wie groß der Anteil von instrumentellen – meist asymmetrischen – Kontakten innerhalb eines händlerischen Beziehungsgeflechts war. Lassen sich auch affektive Seiten in den Beziehungen erkennen? Wann wurde von Freundschaft gesprochen? Welche Werte und Prinzipien des Moralverhaltens waren bei den unterschiedlichen Akteuren relevant? Wie konnte Wu Bingjian, der sowohl auf die Patronage der Qing-Regierung wie auch gute Kontakte zu den europäischen Geschäftspartnern angewiesen war, im Falle eines Konflikts agieren, bzw. sich selbst schützen? Da es im traditionellen China an einem gesetzlichen Schutz für Händler fehlte und die Regulation des Handels nicht im Gesetzbuch verankert war, übernahmen persönliche Beziehungen (inkl. Freundschaft) oftmals eine Art Schutzfunktion.[2] In diesem Kontext wäre zu fragen, wie die Europäer, die von der Aufklärung sowie dem Wahrnehmungswandel von Sinophilie zu Sinophobie geprägt waren und ein anderes Verständnis von sozialen Beziehungen besaßen, ihr Verhältnis zu den Chinesen beurteilten. Mit anderen Worte: In wieweit unterschieden sich die chinesischen und westlichen Werte der Freundschaft am Anfang des 19. Jahrhunderts?

[1] Crossen, Cynthia: The Rich and How They Got That Way. New York: 2000.

[2] Vgl.: Rowe, William T.: China´s Last Empire. The Great Qing. Cambridge, Massachusetts, London: 2009.  S.130 und Zhang, Haiying (张海英): Cong Shangshu Kan Qingdai „Zuojia“ de Jingying Linian (从商书看清代“坐贾”的经营理念Das Konzept des Handels während der Qing Dynastie). In: Zhejiang Xuekan (浙江学刊Journal der Zhejiang Akademie), Vol.2, 2006, S. 94-101. Hier: S.101.

Kontakt
  • Postadresse:

    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    DFG-Graduiertenkolleg 1288
    c/o Historisches Seminar
    Rempartstr. 15 - KG IV
    79085 Freiburg 
     
  • Besuchsadresse:

    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    DFG-Graduiertenkolleg 1288
    Erbprinzenstraße 13
    79098 Freiburg
Benutzerspezifische Werkzeuge