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Wibke Backhaus (Stipendiatin seit 01.02.2010)

Dissertationsprojekt: Brüder, Freunde, Bergkameraden – Männerbeziehungen in Bergsteigerreise-berichten vom Nanga Parbat und der Eiger-Nordwand

Angaben zur Person

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Geboren am 27. März 1979 in Salzkotten

Ausbildung

08/85-06/98: Schulbildung in Paderborn, Houston (Texas) und Berlin

04/99-09/00: Studium der Gender Studies und Kunstgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin

10/00: Wechsel des zweiten Hauptfachs zur Kulturwissenschaft

10/05-02/06: GFPS-Sprachstipendiatin, Uniwersytet Jagielloński, Kraków, Polen

10/07: Abschluss: Magistra Artium,
Thema: „Männlichkeitsentwürfe im Extrembergsteigen. Bergsteigerreiseberichte vom Nanga Parbat“

Seit 02/10: Stipendiatin des DFG-Graduiertenkollegs 1288 „Freunde, Gönner, Getreue“, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

 

Berufstätigkeit und weiteres Engagement

  • 1999-2003 Mitarbeit in verschiedenen hochschulpolitischen Gremien der Humboldt Universität
  • 04/03-09/05: Tutorin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien, Humboldt Universität zu Berlin
  • 01/08-04/10: Arbeit in Förderprogrammen für internationale Jugendprojekte, MitOst e.V., Berlin: Hospitantin, später Programmreferentin bei Europeans for Peace, Programm der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“; Programmleitung von Junge Wege in Europa, Programm der Robert Bosch Stiftung

 

Dissertationsprojekt:

Brüder, Freunde, Bergkameraden – Männerbeziehungen in Bergsteigerreise-berichten vom Nanga Parbat und der Eiger-Nordwand

Erstbetreuerin: Prof. Dr. Nina Degele

Zweitbetreuerin: Prof. Dr. Sylvia Paletschek

Die Dissertation untersucht den Wandel medialer Entwürfe sozialer Nahbeziehungen in Bergsteigerreiseberichten von Mitte der 1930er Jahre bis heute. Die Eiger-Nordwand, eine der gefährlichsten Wände der Alpen, und der Nanga Parbat, ein Achttausender im Westhimalaja, werden in dieser Zeit durch tragische Bergunglücke zu Objekten nationalsozialistischer Sportpropaganda. Bis heute sind sie Gegenstand zahlreicher Publikationen, in denen die kontroversen Geschichten um dramatische Bergtode, gegenseitige Verantwortung und nationale Vermächtnisse am Berg immer wieder neu aufgegriffen werden. Begriffe wie Kameradschaft, Freundschaft, Gefolgschaft, Bruderschaft, Gemeinschaft oder das spezifisch alpinistische Modell der Seilschaft haben dabei in den Büchern eine zentrale Position. Über die Berichte von gemeinsamen Bergfahrten und die wiederholende Nacherzählung der Vorgängerexpeditionen werden sie auf ihre Bedeutungen hin ausgelotet und immer wieder neu gefüllt.

Anhand von Texten, Fotografien und Filmen verfolgt die Arbeit die Besteigungsgeschichten beider Berge. Sie fragt, welche Konzepte, Ideale und Praxen sozialer Nahbeziehungen im Verlauf der Verarbeitung der jeweiligen Stoffe vorgeschlagen und wie diese jeweils verhandelt werden. Auf diese Weise untersucht die Arbeit über den Begriff sozialer Nahbeziehungen die diskursive Konstruktion von Geschlecht in Bergsteigerreiseberichten. Der Fokus auf Männlichkeitskonstruktionen ergibt sich dabei aus dem Material selbst: Noch weit über die 1930er Jahre hinaus bleibt Geschlecht ein häufiges aber zumeist unbenanntes Ausschlusskriterium für die Teilnahme an einer „extremen“ Bergfahrt.

Gerade in ihrer Positionierung im außeralltäglichen Extrem verhandeln die Bücher, so die Ausgangsthese, bundesdeutsche Männlichkeitsentwürfe: Bergsteigerreiseberichte aus den 1950er und 1960er Jahren geben männerbündische Kameradschaftsideale der 1930er Jahre nicht grundsätzlich auf, sondern ergänzen sie – zum Beispiel mit der Idee der „europäischen Seilschaft“ – um Konzepte von Völkerfreundschaft über nationale Grenzen hinweg. Ein radikaler Bruch lässt sich erst in den 1970er Jahren, vor allem bei Reinhold Messner, beobachten: soldatisch konnotierte Kameradschaftsmodelle werden rigoros abgelehnt und Alternativentwürfe egalitärer Freundschaft, Bruderschaft und autonomen Heldentums vorgeschlagen.

Die Arbeit verfolgt diese Entwicklung, behält aber eine skeptische Haltung gegenüber solchen idealtypischen Linien. Eng am Material versucht sie die Vielschichtigkeit, Widersprüchlichkeit und Brüchigkeit der jeweiligen Konzepte und Praktiken von Freundschaft, Kameradschaft, Gefolgschaft, oder Bruderschaft am Berg zu fassen. Neben der Untersuchung der starken symbolischen Aufladung dieser Männerbeziehungen mit Fragen nationaler Identität wird ein genauer Blick auf die Praktiken der Herstellung von Nähe in den Texten und Bildern, aber auch auf Hierarchien, Abhängigkeiten, Konkurrenzsituationen und Konfliktfelder innerhalb der Gruppen wichtig werden. Zu nennen wären hier beispielsweise die machtgeladenen Interaktionen zwischen Bergsteigern und Trägern, das konflikthafte Verhältnis zwischen Konzepten autonomer männlicher Subjektivität und einem Verständnis des Gipfelsiegs als Gemeinschaftsleistung sowie das Spannungsfeld zwischen egalitär angelegten Versionen von Bergfreundschaft und den klar hierarchisch organisierten Prinzipien eines männerbündischen Kameradschaftsmodells.

Kontakt
  • Postadresse:

    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    DFG-Graduiertenkolleg 1288
    c/o Historisches Seminar
    Rempartstr. 15 - KG IV
    79085 Freiburg 
     
  • Besuchsadresse:

    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    DFG-Graduiertenkolleg 1288
    Erbprinzenstraße 13
    79098 Freiburg
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