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Benjamin Grünert (Stipendiat seit 01.12.2009)

Dissertationsprojekt: Die Gemeinschaft der Homoioi. Untersuchungen zur Praxis und Semantik persönlicher Nahbeziehungen und Loyalitätsbindungen in Sparta.

 

Angaben zur Person

 

Geboren am 14. August 1982 in Tuttlingen


Universitätsstudium 

  • seit 08/2009 Promotionsstudium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. im Fach Alte Geschichte
  • 09/2003-07/2009 Studium an der Uni Freiburg mit erfolgreichem Abschluss als Magister Artium (M.A.) in den Fächern Alte Geschichte und Frühgeschichtliche Archäologie
  • Thema der Magisterarbeit: Der Fluch als Racheakt. Untersuchungen am Beispiel der Polis Selinous, betreut von Prof. Dr. Astrid Möller


Stipendien 

  • 12/2009-11/2012 Förderung des Promotionsvorhabens im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs 1288 Freunde, Gönner, Getreue: Praxis und Semantik von Freundschaft und Patronage in historischer, anthropologischer und kulturvergleichender Perspektive an der Uni Freiburg 

 

Studentische Beschäftigungen 

  • 04/2009-03/2010 Lehrassistent am Seminar für Alte Geschichte an der Uni Freiburg
  • 10/2007-07/2009 Tutor am Seminar für Alte Geschichte an der Uni Freiburg
  • 06/2006-07/2007 Studentische Hilfskraft am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters an der Uni Freiburg


Praktika 

  • 2004-2008 Teilnahme an diversen archäologischen Ausgrabungen, vornehmlich im Stadtgebiet Freiburgs

 

 

Dissertationsprojekt

Die Gemeinschaft der Homoioi. Untersuchungen zur Praxis und Semantik persönlicher Nahbeziehungen und Loyalitätsbindungen in Sparta
 
Betreuerin: Prof. Dr. Astrid Möller

Betreuer im Kolleg: Prof. Dr. Ronald G. Asch
 

Das Dissertationsprojekt untersucht die Praxis und Semantik persönlicher Nahbeziehungen mit symmetrischen und asymmetrischen Loyalitätsbindungen, die über familiäre und verwandtschaftliche Kontexte hinausgehen, im antiken Sparta. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Beziehungen und Loyalitätsbindungen, die innerhalb der spartanischen Vollbürgerschaft, den Spartiaten, und darüber hinaus eingegangen wurden, sowie deren Auswirkungen auf die Politik des Gemeinwesens im 5./4. Jahrhundert v. Chr. Der Analysefokus ruht dabei auf einer kritischen Auseinandersetzung mit der polis-spezifischen Quellenlage für diesen Zeitraum.

Mit den Spartiaten liegt diejenige rechtlich und sozial definierte Gruppierung Spartas vor, aus deren Reihen sämtliche politische und militärische Funktionsträger der polis, mit Ausnahme der Könige, bestimmt wurden. Da sich die Spartiaten durch eine genau vorgeschriebene und für alle Angehörigen dieser Gruppierung verpflichtende Lebensweise auszeichneten, wurden sie bereits in der Antike als eine Gemeinschaft von „Gleichen“ bzw. „Gleichgestellten“ (homoioi) betrachtet. Bei der besagten Lebensweise handelt es sich etwa um das Durchlaufen der polis-spezifischen Erziehung sowie das gemeinsame Zusammenleben in Zelt- und Speisegemeinschaften.

Bislang wurde Sparta vonseiten der Forschung als eine polis wahrgenommen, in deren Politik Freundschafts- und Patronagebeziehungen eine zentrale Rolle gespielt hätten. Man geht nicht nur davon aus, dass die Vergabe von politischen Ämtern und militärischen Führungspositionen maßgeblich über derartige Beziehungsformen beeinflusst worden sei, sondern auch die politische und juristische Willensbildung des Gemeinwesens.

Die zentrale Frage des Dissertationsprojekts ist, ob diese These angesichts der für Sparta spezifischen Quellenlage haltbar ist, denn gerade für die klassische Zeit liegt ein gravierender Mangel an genuin spartanischen Zeugnissen vor, der uns eine fundierte Innenansicht des Gemeinwesen verwehrt. Demgegenüber steht eine wahre Fülle an antiken literarischen Texten, die uns zwar über die Geschichte Spartas im 5./4. Jahrhundert v. Chr. informieren, aber von außen auf die polis blicken. Zum Teil stammen diese Zeugnisse entweder direkt aus Athen oder stehen zumindest im Verdacht, für verschiedene Bereiche eine athenische Sichtweise wiederzugeben. Führt man sich vor Augen, dass die Forschung im Falle Athens davon ausgeht, dass Freundschafts- und Patronagebeziehungen auf dessen Politik entweder keine oder nur geringe Auswirkungen gehabt hätten, so stellt sich die Frage, inwiefern wir in den Quellendarstellungen möglicherweise einen Diskurs über die Politik des spartanischen Gemeinwesens greifen, der durch eine athenische Perspektive beeinflusst worden sein könnte.

Um diese Frage zu beantworten, werden daher alle Schilderungen zu Freundschafts- und Patronagebeziehungen in der Politik Spartas im Rahmen des Dissertationsprojekts einer diskurshistorischen Analyse unterzogen. Ziel der Untersuchung ist es, zu klären, inwiefern eine Konsequenz aus den Beschreibungen der Politik in Verbindung mit den Beziehungsformen vonseiten der antiken Autoren abgeleitet werden kann, die es uns ermöglicht, zu sagen, warum dieser Aspekt des spartanischen Gemeinwesens auf die eine und nicht auf die andere Art und Weise dargestellt wurde. Des Weiteren sollen ebenso Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie Freundschafts- und Patronagebeziehungen in Verbindung mit Sparta imaginiert wurden, um so tiefere Einblicke in die Gedankenwelt des klassischen Griechenlands zu erhalten. Derartige Beobachtungen sind insofern aufschlussreich, als sie uns über die Konzeptualisierung von persönlichen Nahbeziehungen in Abhängigkeit einer potenziellen Ideologisierung von Gemeinwesen und deren Politik informieren. Außerdem tragen sie dazu bei, zeitgenössische Prozesse des Begreifens bzw. Konstruierens von Wirklichkeit sowie deren Rezeption zu verstehen.

 

 

Kontakt
  • Postadresse:

    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    DFG-Graduiertenkolleg 1288
    c/o Historisches Seminar
    Rempartstr. 15 - KG IV
    79085 Freiburg 
     
  • Besuchsadresse:

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    DFG-Graduiertenkolleg 1288
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