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Thomas Wittkamp (Stipendiat seit 01.12.2009)

Dissertationsprojekt: Benefizien und Vasallität – Feudalismus und Lehnswesen der Karolingerzeit aus historisch-anthropologischer Perspektive (Arbeitstitel)

 

Angaben zur Person:

Geboren am 10.09.1983 in Essen

Ausbildung 

  • 2003 Abitur am Gymnasium Essen-Werden
  • WS 2003/2004 Studium der Biologie (Diplom) an der Ruhr-Universität Bochum, abgebrochen
  • SoSe 2004 - WS 2008/2009 Studium der Neueren und Neuesten Geschichte (HF) und Historischen Anthropologie (HF) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.
  • WS 2008/2009 Abschluss Magister Artium
    Titel der Magisterarbeit: Benefizien und Vasallität – Feudalismus in der Karolingerzeit aus gabentheoretischer Perspektive (Betreuung: Prof. Dr. Thomas Zotz)
  • seit SoSe 2009 Promotionsstudium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.
  • seit Dezember 2009 Stipendiat des DFG-Graduiertenkollegs 1288 "Freunde, Gönner, Getreue: Praxis und Semantik von Freundschaft und Patronage in historischer, anthropologischer und kulturvergleichender Perspektive" an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.

 

Interessenschwerpunkte:

  • frühmittelalterliches Lehnswesen und Feudalismustheorien
  • Geschichte des Frühmittelalters, besonders des Frankenreiches in der Karolingerzeit
  • Historische Anthropologie, Begriffsgeschichte, Geschichtskonzeptionen, Geschichtsschreibung
  • Gabentheorie, ökonomische Anthropologie, politische und soziale Ökonomie

 

Dissertationsprojekt:

Benefizien und Vasallität – Feudalismus und Lehnswesen der Karolingerzeit aus historisch-anthropologischer Perspektive (Arbeitstitel)

Erstbetreuer: Prof. Dr. Thomas Zotz

Zweitbetreuerin: Prof. Dr. Sitta von Reden

Feudalismus und Lehnswesen sind im 20. Jahrhundert lange als Schlüsselkategorien für die Erforschung mittelalterlicher Gesellschaften begriffen worden. Daher erschütterte die Dekonstruktion dieser Kategorien durch die britische Historikerin Susan Reynolds im Jahr 1994 die internationale Mediävistik. Susan Reynolds beschrieb Feudalismus und Lehnswesen als theoretische Konstrukte rechts- und verfassungsgeschichtlicher Forscher. Diese stützten sich vor allem auf die Diskussion von Feudalrechten durch gelehrte Juristen ab dem 12. Jahrhundert. Susan Reynolds widerlegte somit die Existenz eines rechtlich systematisierten Lehnswesens im Frühen Mittelalter, insbesondere für die Karolingerzeit.

Aber Susan Reynolds' Dekonstruktion des frühmittelalterlichen Lehnswesens konnte die Existenz der Phänomene desselben nicht leugnen. Benefizien und Vasallen haben erwiesenermaßen existiert. Diese Phänomene und die zugehörige Terminologie der frühmittelalterlichen Quellen bedürfen weiterer Untersuchungen. Es ist dringend notwendig die Bedeutung von Wörtern wie beneficium und vassus neu zu interpretieren und den Einfluss dieser Phänomene auf die karolingerzeitliche Gesellschaft neu zu bewerten.

Das geplante Dissertationsprojekt soll diese neue Untersuchung vornehmen indem die politischen, sozialen und ökonomischen Funktionen von Benefizien und Vasallen sowie die Beziehungen zwischen der karolingerzeitlichen Aristokratie und ihren Klientelverbänden in den Mittelpunkt des Interesses gestellt werden. Dazu bedarf es einer Betrachtung von Benefizien und Vasallen unter politischen Gesichtspunkten um die Perspektive der Verfassungsgeschichte zu vermeiden, die Benefizien und Vasallen vor allem als Phänomene des Rechtswesens ansah. Folglich werden die jeweiligen historischen und politischen Umstände einer Benefizienvergabe oder der Beziehungen zwischen Herren und Vasallen besonders berücksichtigt. Dies ist als erster Schritt auf dem Weg zu einer neuen Einordnung dieser Phänomene in die politische Ökonomie der Karolingerzeit gedacht.

Methodisch wird dafür auf die Historische Anthropologie Freiburger Prägung zurückgegiffen. Außerdem kommen Ansätze der Gabentheorie, Patronage- und Ritualforschung zum Einsatz. Das Dissertationsprojekt versucht damit Benefizien und Vasallität im Prozess ihrer politischen Aushandlung durch die historischen Akteure zwischen normativen Ansprüchen und politischer Praxis zu verstehen.

Dies geschieht in mehreren Fallstudien in denen eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen untersucht werden. In diesen Fallstudien soll insbesondere auf die Entstehung von Klientelverhältnissen und deren politische Konjunktur geschaut werden. Darüber hinaus wird die gängige Einteilung der Karolingerzeit in eine Phase zentralisierter Staatlichkeit unter Karl dem Großen und einen spätkarolingischen "feudalen" Verfall unter seinen Nachfolgern in Frage gestellt werden.
Dementsprechend ist im Rahmen des Graduiertenkollegs die Beziehung zwischen Patronage und Klientelwesen auf der einen und Staat und Rechtswesen auf der anderen Seite differenzierter zu diskutieren. Für ein Projekt, das sich mit Feudalismus und Lehnswesen auseinandersetzt, ist nicht zuletzt die Formierung von sozialen Gruppen und ganzen Gesellschaften durch Patronage oder Klientelverhältnisse von großem Interesse.

 

 

Kontakt
  • Postadresse:

    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    DFG-Graduiertenkolleg 1288
    c/o Historisches Seminar
    Rempartstr. 15 - KG IV
    79085 Freiburg 
     
  • Besuchsadresse:

    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    DFG-Graduiertenkolleg 1288
    Erbprinzenstraße 13
    79098 Freiburg
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